Die Vorzeichen schienen diesmal für uns günstig wie lange nicht zu sein. Gladbach nach einem äußerst schwachen Saisonstart am Tabellenende und bereits schwer unter Druck, der FC nach dem starken Sieg über Schalke mit breiter Brust. Die Erfahrung aus den letzten Jahren in der 1. Liga lehrt uns, dass das beim FC nichts heißen muss.

Um 14.06 Uhr nahm ich dann die S8 von Düsseldorf-Bilk bis zur Endstation Mönchengladbach Hbf, wo ich um 14.36 Uhr ankam. Dass dies angesichts des Verkehrschaoses und der viel zu selten fahrenden hoffnungslos überfüllten Busse zu spät war, musste ich mit großem Unbehagen während der Busfahrt feststellen. Ich fuhr um kurz nach 14.40 Uhr los, um 15.10 war ich noch 3 km vom Nordpark entfernt und inmitten eines üblen Staus durch ein Wohngebiet. Ich entschloss mich - ebenso wie fast alle anderen Fahrgäste, auszusteigen und einen zünftigen Gewaltmarsch hinzulegen. Nach fast 2 km hatte ich mittlerweile 20 Shuttlebusse (die ALLE LEER!!!! waren) überholt und setzte mich dann in einen Bus kurz vor der Auffahrt zur A61. Dieser brachte mich dann sehr zügig zum Nordpark, den ich dann aber auch komplett umrunden musste, bis ich in meinen Block kam. Zum Glück begann das Spiel erst um 15.40 Uhr, so dass ich nur die ersten 2 Minuten verpasste. Einer Erstligastadt absolut unwürdige Zustände. Noch nie habe ich gesehen, wie eine Stadt mit dem Fanandrang so dermaßen überfordert war. Hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden würde als mit dem Auto vor einem Jahr.

Angekommen, den Forumskollegen Bart samt Begleitung begrüßt, gerade hingesetzt, übrigens direkt 1. Reihe Unterrang, da zappelte der Ball dann auch schon im Netz. Einen völlig harmlosen Schuss von Nema konnte Gladbachs Torhüter Heimeroth nicht festhalten, Ehret war zur Stelle, sagte Danke und lupfte die Pille über Heimeroth hinweg ins rechte obere Eck. 1:0 für uns, Riesen-Jubel, aber was für ein Bock von Heimeroth, und erstes Bundesliga-Tor von Ehret. Nun natürlich die Frage, ob wir dieses 1:0 würden halten können. Um es gleich vorweg zu nehmen, es gelang uns nicht ganz, und zwar keine 5 Minuten.

Zunächst parierte Mondi in Weltklasse-Manier einen starken Schlenzer von Marin, doch im Anschluss unterlief er eine Ecke, so dass es sofort lichterloh brannte im FC-Strafraum. Brouwers behielt einen kühlen Kopf und netzte zum Ausgleich ein. Nach dem 1:2 in Wolfsburg und dem 0:2 in Bielefeld ein weiterer schwerer Fehler von Mondi in einer wichtigen Phase des Spiels. Ich hoffe, dass Daum und Meier auf dieser Position bald handeln.

Tja, jedenfalls musste ich es wieder ertragen, das Scooter-Gedudel als Gladbacher Torhymne. Unfassbar, was die an dem Schwachsinn gefressen haben.

Das Spiel war jedenfalls im Anschluss relativ ausgeglichen, wenngleich noch mit je 2 Großchancen für Gladbach und uns. Nema setzte einen Kopfball unbedrängt um Zentimeter neben den Pfosten, Antar hatte endlich mal wieder einen tollen Geistesblitz, seinen Schuss konnte Heimeroth nur mit Mühe über´s Tor lenken. Auf der anderen Seite klärte Geromel in höchster Not. Das 1:1 zur Halbzeit war leistungsgerecht.

Das blieb es allerdings nicht, denn der FC bestimmte in zunehmendem Maße das Spielgeschehen, hatte mehr Spielanteile, mehr Zug zum Tor, wirkte ballsicherer bei den Kombinationen und hatte überhaupt die reifere Spielanlage. Allein, es wollte nichts Zählbares bei rumkommen. Chihi, 2mal Novakovic und Radu scheiterten aus sehr aussichtsreicher Position. Erinnerungen an das Schalke-Spiel bis zum 1:0 kamen auf. Wieviele Chancen braucht diese Mannschaft, bis mal ein Tor gelingt? Gladbach präsentierte sich in der 2. Hälfte im Spielaufbau wirklich erschreckend schwach. Keine Ideen, kein Spielwitz, keine Durchschlagskraft. Wenn überhaupt ging bei denen nur was über unsere linke Abwehrseite, wo Womé einmal mehr unsicher wirkte. So entstand dann auch die einzige Gladbacher Chance, die es in sich hatte. Marin überrannte Womé, zog ab, Mondi hielt, Friend schoss aus spitzem Winkel entlang der Torlinie am Tor vorbei. Riesen-Erleichterung.

So langsam fing ich an, mich mit dem Unentschieden anzufreunden, was ja angesichts der Ausgangssituation nicht soooo schlecht wäre. Angesichts des Spielverlaufs (9:4 Ecken für uns) war aber mehr drin.

Und es sollte auch mehr werden. 88. Minute. Chihi wird gefoult, aufgrund der Perspektive sahen wir das Foul im Strafraum, es war aber klar davor, daher "nur" Freistoß. Nova schnappt sich den Ball, und zirkelt ihn über die Mauer unhaltbar für Heimeroth ins linke untere Toreck. Der Jubel kannte keine Grenzen, der Torpogo im FC-Block war auch nicht von schlechten Eltern.

Der Schlusspfiff wurde dann wirklich herbeigesehnt, ließ aber auch nicht lange auf sich warten. Gladbach fügte sich in sein Schicksal. Erstmals seit 1992 wieder ein Sieg in M´gladbach. Nach all den Jahren der Schadenfreude, die wir von den Rübenbauern ertragen mussten, waren endlich mal wir wieder dran.

Was kann es Schöneres geben, als den Erzrivalen in dessen Stadion 2 Minuten vor Ende zu demütigen. WAHNSINN!!! Heute konnte man wirklich überglücklich sein, FC-Fan zu sein.

Die Heimfahrt nach Düsseldorf gestaltete sich dann überraschend einfach. Ich kam relativ schnell an einen Bus vor dem Stadion, der mich nach MG Hbf fuhr, ohne Stau, und auch nicht zu überfüllt. Von da 5 Minuten später mit der S8 nach D-Bilk, besser ging´s kaum.

Tja, kein Tag wie jeder andere. Ich habe es mir natürlich wie alle anderen FC-Fans nicht nehmen lassen, diesen Triumph voll auszukosten. Bereits 10 Punkte nach 7 Spielen - nicht schlecht für einen Aufsteiger. In 2 Wochen nach der Länderspielpause Cottbus zuhause schlagen, und wir können mit deutlich weniger Druck gegen die danach anstehenden schweren Brocken (Leverkusen, Dortmund, Stuttgart) antreten.

Bei aller Euphorie dürfen aber die Probleme in einigen Mannschaftsteilen nicht außer acht gelassen werden: Mondragon scheint immer wieder für einen schweren Patzer gut zu sein, Womé agiert viel zu leichtsinnig auf der linken Abwehrseite, erinnert sehr stark an Sichone, und die Chancenverwertung muss deutlich besser werden. Hier muss angesetzt werden.

Positiv bleibt allerdings zu erwähnen, dass wir mit Geromel einen Verteidiger mit Weltklasse-Format in unseren Reihen haben - der hat ja wirklich alles pariert und sämtliche Gladbacher Angriffsbemühungen in der 2. HZ im Keim erstickt. Der Spielaufbau gewinnt langsam an Fahrt, die Offensive mit einem stets präsenten Novakovic, der die Bälle wirklich fordert, macht sich auch so langsam. Und wenn Ishiaku zurückkommt, könnte es hier zu weiteren Verbesserungen kommen.

In diesem Sinne hoffen wir auf den nächsten Dreier gg Cottbus, der wirklich für´s Erste eine Befreiung von den schlimmsten Abstiegsängsten wäre.